Selten wurde ein Beschluss in diesem Tempo und mit dieser Konsequenz durchgeführt, wie das Durchfahrverbot für ältere Diesel auf zwei Straßenzügen in Hamburg. Wobei der Begriff ältere Diesel relativ zu sehen ist, denn das Verbot gilt für alle Pkw, die nicht die EURO 6 Norm erfüllen, Entsprechendes gilt für die Lkw-Norm VI. Diese Fahrzeuge wurden zum Teil bis 2015 als Neuwagen gekauft. Aber eben diese Diesel werden von einer uns Hamburgern liebsten Ost-West-Verbindung verbannt. Besonders tragisch ist, dass die neue Generation von Dieselmotoren lange Zeit als Lösung unserer Umweltprobleme galten. Der Käufer ist nun der Leidtragende.
Aber ist er das wirklich?
Oder sind es nicht eher die Anwohner der viel befahrenen Straße, die unter einer extrem hohen Abgasbelastung leiden? Die europäischen Grenzwerte werden besonders an der Max-Brauer-Allee regelmäßig überschritten. Surfe ich hier mit meinem Diesel über die grüne Welle, mache ich mir wenig Gedanken über die Atemluft meiner Mitbürger. Kritiker des Durchfahrverbots bemängeln, dass die Feinstaub- und Stickoxidbelastung an den Umleitungsstrecken erhöht wird. Erstaunlicherweise möchten wir das an den Umgehungsstraßen niemandem zumuten, den Anwohnern der Max-Brauer-Allee und der Stresemannstraße aber schon.
Die Abgasbelastung würde nur gleichmäßig im Stadtgebiet verteilt. Und das stimmt.
Unser grüne Umweltsenator gehört nicht ohne Grund seiner Partei an. Denn um die Grenzwerte der EU einzuhalten, und zwar überall in Hamburg, hat der Senat verschiedene Maßnahmen auf den Weg gebracht. Die Radwege sollen ausgebaut werden. Der HVV sezt auf Hybridbusse und wird ab 2020 mit einer emissionsfreien Flotte das Hamburger Stadtgebiet befahren.
Ich hätte die Wahl mein Ziel im Hamburger Zentrum oder in Altona zu erreichen, ohne einen zerstörenden Fußabdruck in der Ökobilanz zu hinterlassen. Doch warum fällt es uns so schwer, auf unser geliebtes Auto zu verzichten? Ich stehe morgens im Stau, werde von durchtrainierten Radfahrern überholt, aber der Groschen fällt bei nicht. Das Auto ist nach wie vor Statussymbol. Ich beeindrucke mit PS, nicht mit Muskeln. Wir schauen gern in die USA, da sind die Grenzwerte für Stickoxid viel höher. Warum sind wir so streng mit unseren Grenzwerten?
Da ist es doch nicht verwunderlich, dass die Autoindustrie schummelt.
Manchmal laufe ich durch den Hamburger Regen und habe das Gefühl, es regnet mehr als früher. Als ich vor über 40 Jahren in Hamburg aufgewachsen bin, war der Regen meist nur ein feiner Hauch, wie ein leichter Nebel. Heute bin ich in kurzer Zeit klitschnass. Ich denke es ist höchste Zeit für ein umweltbewussteres Denken. Wir lieben unsere Stadt und sind stolz auf unser hanseatisches Flair. Und um das allen Hamburgern zu erhalten, ist das Dieseldurchfahrtsverbot ein richtiger, wenn auch kleiner Schritt.
Vielleicht sollten wir zur Abwechslung einen Blick zu unseren nördlichen Nachbarn werden. Kopenhagen baut auf Radfernwege. Das Rad ist schon bei den Kleinsten das beliebteste Verkehrsmittel. Die Dänen gehören zu den glücklichsten Europäern, das sollte unser Vorbild sein. Übrigens, bei den ungewöhnlich hohen Temperaturen im Frühsommer ist eine Fahrt im klimatisierten Bus eine angenehme Überraschung.